D-2017-42-Henkel und Plantagen

Burgplatz (Persiluhr)


Von der Plantage zum Waschmittel

Schon Anfang des 20. Jahrhunderts lässt sich eine globale Lieferkette von Asien und Afrika nach Düsseldorf zur Rohstoffbeschaffung für das 1907 auf den Markt gebrachte Waschmittel Persil aufzeigen. In der Zeit zwischen 1907 und 1914 entstand durch die Waschmittelproduktion eine Verbindung zwischen den Orten Victoria (heute Limbe) in Kamerun und dem Henkel-Werk in Holthausen, seit 1929 ein Stadtteil von Düsseldorf. Die aus der Frucht und den Kernen der Ölpalme hergestellten Öle waren wichtige Rohstoffe für die Waschmittelherstellung der Firma Henkel.

Frucht der Ölpalme, Foto: Caroline Authaler

Vor dem Ersten Weltkrieg war einer der Lieferanten für Palm- und Palmkernöl die Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft Victoria (WAPV) in Kamerun, die Großplantagen am Kamerunberg im Bezirk Victoria unterhielt. Die WAPV wurde 1897 gegründet; einer der Initiatoren und Mitbegründer war der Düsseldorfer Eugen Zintgraff (1858-1897). Die Plantagen am Kamerunberg gingen zu großen Teilen auf Landenteignungen der lokalen Bevölkerung zurück, die von der deutschen Kolonialverwaltung vorangetrieben wurden. Da die Bevölkerung nicht auf Plantagenarbeit angewiesen war, wurden Arbeiter oft in Kooperation mit lokalen Autoritäten, häufig auch unter Zwang und Anwendung von Gewalt, angeworben.

Die Rohstoffe wurden von Victoria oder Tiko in Kamerun per Schiff nach Amsterdam oder Hamburg geliefert und von dort auf dem Rhein oder mit dem Zug nach Holthausen transportiert. Durch chemische Prozesse wurde daraus Seife für die Waschmittelproduktion von Persil hergestellt.

Duesseldorf Burgplatz. Aufstellung Persil Uhr 1984. Von links: Oberbuergermeister Josef Kuerten, die Weisse Dame, Dr. Konrad Henkel, Foto: Henkel-Archiv

Henkel bezog seine Rohstoffe nicht nur aus Kamerun, sondern beispielsweise auch aus Indien, und vermarktete seine Produkte schon früh international und dann weltweit. Heute verwendet die Firma Henkel weniger als 0,2 Prozent des weltweit genutzten Palm- und Palmkernöls und ist seit 2008 Mitglied beim „Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl“.

Mehr Informationen dazu unter: http://www.henkel.de/nachhaltigkeit/dialog-und-kontakte/positionen/nachhaltiges-palm-und-palmkernoel

http://www.henkel.com/sustainability/dialog-and-contacts/positions/palm-oil

 


Beitrag von C. Nieschwitz

D-2017-35 Henkel und Plantagen

Burgplatz (Persiluhr)


Von der Plantage zum Waschmittel

Schon Anfang des 20. Jahrhunderts lässt sich eine globale Lieferkette von Asien und Afrika nach Düsseldorf zur Rohstoffbeschaffung für das 1907 auf den Markt gebrachte Waschmittel Persil aufzeigen. In der Zeit zwischen 1907 und 1914 entstand durch die Waschmittelproduktion eine Verbindung zwischen den Orten Victoria (heute Limbe) in Kamerun und dem Henkel-Werk in Holthausen, seit 1929 ein Stadtteil von Düsseldorf. Die aus der Frucht und den Kernen der Ölpalme hergestellten Öle waren wichtige Rohstoffe für die Waschmittelherstellung der Firma Henkel.

Frucht der Ölpalme, Foto: Caroline Authaler

Vor dem Ersten Weltkrieg war einer der Lieferanten für Palm- und Palmkernöl die Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft Victoria (WAPV) in Kamerun, die Großplantagen am Kamerunberg im Bezirk Victoria unterhielt. Die WAPV wurde 1897 gegründet; einer der Initiatoren und Mitbegründer war der Düsseldorfer Eugen Zintgraff (1858-1897). Die Plantagen am Kamerunberg gingen zu großen Teilen auf Landenteignungen der lokalen Bevölkerung zurück, die von der deutschen Kolonialverwaltung vorangetrieben wurden. Da die Bevölkerung nicht auf Plantagenarbeit angewiesen war, wurden Arbeiter oft in Kooperation mit lokalen Autoritäten, häufig auch unter Zwang und Anwendung von Gewalt, angeworben.

Die Rohstoffe wurden von Victoria oder Tiko in Kamerun per Schiff nach Amsterdam oder Hamburg geliefert und von dort auf dem Rhein oder mit dem Zug nach Holthausen transportiert. Durch chemische Prozesse wurde daraus Seife für die Waschmittelproduktion von Persil hergestellt.

Duesseldorf Burgplatz. Aufstellung Persil Uhr 1984. Von links: Oberbuergermeister Josef Kuerten, die Weisse Dame, Dr. Konrad Henkel, Foto: Henkel-Archiv

Henkel bezog seine Rohstoffe nicht nur aus Kamerun, sondern beispielsweise auch aus Indien, und vermarktete seine Produkte schon früh international und dann weltweit. Heute verwendet die Firma Henkel weniger als 0,2 Prozent des weltweit genutzten Palm- und Palmkernöls und ist seit 2008 Mitglied beim „Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl“.

Mehr Informationen dazu unter: http://www.henkel.de/nachhaltigkeit/dialog-und-kontakte/positionen/nachhaltiges-palm-und-palmkernoel

http://www.henkel.com/sustainability/dialog-and-contacts/positions/palm-oil

 


Beitrag von C. Nieschwitz

Lex: Kolonialrevisionismus

Der Kolonialrevisionismus war eine Reaktion auf den Verlust der deutschen Kolonien infolge des Ersten Weltkriegs. Während die formalen deutschen Kolonialverwaltungen in Übersee ab 1914/1916 nicht mehr existierten, betrieben die Regierungen der Weimarer Republik und des NS-Regimes  weiterhin Kolonialpolitik. Das Ziel der 1924 wiedergegründeten Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes bestand nun darin, wieder Kolonien zu erlangen und Deutsche international als „Kolonialexperten“ zu präsentieren. Auf der wirtschaftlichen Ebene untermauerten zahlreiche Plantagenunternehmen, die in die ehemaligen Kolonien zurückgekehrt waren, den deutschen Anspruch auf diese Gebiete.

Auch in der deutschen Gesellschaft entstand eine Bewegung, welche sich für die Rückgewinnung der deutschen Kolonien einsetzte. Internationale Kritik an der deutschen Kolonialpolitik führte zu einer nostalgischen Verklärung der deutschen Kolonialherrschaft. Als Reaktion entstanden Kolonialausstellungen, Bücher, Spielfilme und Propagandaveranstaltungen, welche die deutsche Kolonialherrschaft rückwirkend rechtfertigen und die Gewalt relativieren sollten. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verlor der Kolonialrevisionismus in Deutschland zunehmend seine Bedeutung.